Herr Scholz, wir kennen einander persönlich und daher weiß ich von Ihrer Leidenschaft für Immobilien und hier besonders für das Wiener Zinshaus aus der Gründerzeit. Wie kam es dazu? 

Mein Vater hat bereits in den 70er Jahren wertvolle Gründerzeitbauten erworben, ausgebaut und generalsaniert. Dadurch ergab sich schon in meiner Kindheit bei so manchen Baustellenbesuchen am Wochenende eine gute Gelegenheit, die Entwicklung von Sanierungen persönlich mitzuerleben. 

Wann haben Sie mit Ihren ersten Transaktionen im Immobiliengeschäft begonnen?

Das war im Rahmen unserer Firma Mitte der 80er Jahre. 

Welche Investment-Parameter sind für Sie als vorausblickender Investor und Zinshausbestandhalter am Wiener Traditionsmarkt entscheidend? 

Wesentlich für unsere Entscheidung zum Erwerb eines Objektes sind zunächst die Lage und die Architektur eines Hauses - neben den wirtschaftlichen Eckdaten wie Zustand, Nutzfläche, Leerflächen, Ausbaumöglichkeiten und Mieterstruktur. Und nicht zuletzt sind natürlich auch die Mieteinnahmen bzw. die Durchschnittsmiete wichtige Kriterien. Und wenn wir vom Zustand eines Hauses sprechen: Hier schätzen wir besonders Objekte, die möglichst nahe dem historischen Zustand sind und nicht durch diverse, nicht stilgerechte Umbaumaßnahmen verschandelt wurden. 

Welche Chancen haben alte Gründerzeithäuser gegenüber dem Neubau?

Im Gegensatz zu Neubauten können Gründerzeithäuser nicht „nachwachsen“ und sind daher zwangsläufig ein rares Gut. Für stilvolle, durchgreifend sanierte historische Gebäude wird es aus unserer Sicht trotz Mietenregulierung immer eine starke Nachfrage von Investoren geben. Letztlich ist das „lebenswerte Flair“ unserer Stadt auch den wunderschönen Gründerzeitgebäuden und deren laufender Wiederbelebung und Sanierung geschuldet. Neubauten hingegen verlieren oftmals im Laufe der Jahre deutlich an Attraktivität. 

Sie sind ein erfahrener Investor – wie wird sich aus Ihrer Sicht der Wiener Zinshausmarkt weiter entwickeln? 

Wien wird alljährlich zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt, ist ein Kulturzentrum mit vielfältigem Angebot und durch seine geografische Lage, Klima und Infrastruktur sowie auch Sicherheit sehr attraktiv und daher international stark im Fokus. Preislich steht Wien erst am Anfang eines Aufholprozesses gegenüber anderen europäischen Metropolen, sodass wir weiterhin eine steigende Nachfrage nach Zinshäusern und steigende Preise beobachten werden. 

Das ist auch meine nächste Frage: Wie sehen Sie die weitere Preisentwicklung am Wiener Zinshausmarkt? 

Aufgrund der erwähnten Parameter erwarten wir weiterhin steigende Preise, wenngleich wir zur Absicherung gegenüber allfälligen Schwankungen jeweils in ausgesuchte Wohn- und Geschäftslagen investieren. 

Welcher Zinshausklassiker in Ihrem Besitz zählt zu Ihrer Lieblingsimmobilie?

So emotional die Liebe zum Wiener Gründerzeithaus sein kann, so zahlen- und faktenbasiert ist letztlich die Beurteilung unserer Tätigkeit. Eine Lieblingsimmobilie in dem Sinne habe ich nicht, dafür gibt es zu viele wunderschöne Häuser in Wien - die gar nicht uns gehören. 

Worauf sind Sie im Rahmen Ihrer beruflichen Tätigkeit besonders stolz? 

Auch hier könnte ich keine konkrete Immobilie nennen. Ich freue mich über jedes fertig entwickelte Projekt und dessen erfolgreiche Verwertung. 

Worauf wird die GRUND & WERT Immobilien AG  in den nächsten 5 Jahren einen Schwerpunkt legen?

Die Beibehaltung unseres Fokus auf Lage und Architektur sowie der nachhaltigen Qualität unserer Ausbauten und Sanierungen. Auch wenn damit etwas höhere Investitionen verbunden sind, der Markt honoriert letztlich Qualität und Standards. 

Welches Geheimnis haben Sie für den Erfolg Ihres Unternehmens? 

Dinge zu tun, ohne viel darüber zu reden. 

Sehen Sie den Wiener Zinshausmarkt auch in Zukunft als Ihren Hauptmarkt an?

Ja, selbst wenn Ausflüge in andere Märkte immer wieder einmal überlegt wurden, bleiben wir Wien treu und konzentrieren uns hier auf Gründerzeitbauten in guten innerstädtischen Lagen bzw. in Grünlagen in den schönen Außenbezirken. 

Haben Sie ein Motto oder einen Ratschlag, den Sie mitgeben möchten?

Freue Dich über den Erfolg anderer, dann ist er auch Dir möglich! 

Wenn ein Freund zu Ihnen sagt, ich habe eine Million geerbt. Was würden Sie ihm empfehlen?

Zunächst eines: Es nicht weiter zu erzählen! Tatsächlich gehören Anlagetipps nicht zu meiner beruflichen Tätigkeit – bei Investitionsentscheidungen im Wohnbereich teile ich aber natürlich gerne meine Einschätzung und Meinung mit einem Freund. 

Vielen Dank für das Gespräch!