Das historische Wien - 14. Bezirk
Wo die Steinhof-Kirche golden glänzt.
Ein grüner Bezirk, weit draußen „vor der Stadt“. Der 14. Wiener Gemeindebezirk hat interessante Bauten vorzuweisen, ist Heimstätte eines Fußball-Traditionsklubs und Endstation der U-Bahn, deren Trasse noch unter Lueger angelegt worden ist.
Beitrag von Herbst 2013
Mit einer Fläche von rund 34 km² ist Penzing der viertgrößte Wiener Gemeindebezirk und verfügt – nach dem benachbarten Hietzing – über den höchsten Grünflächenanteil in Wien. Somit sind nur rund 29,6 Prozent verbaut, wie uns die Statistiker des Rathauses vorrechnen. Der aktuelle Wert für ganz Wien beträgt im Vergleich dazu 35,38 Prozent.
Daher verwundert es nicht, dass Penzing, vor allem Hütteldorf, immer schon ein bevorzugtes Sommerfrischen- und Ausflugsziel war. Im 19. Jahrhundert entstanden Sommervillen mit prachtvollen Gartenanlagen. Die Westbahn, 1858 eröffnet, schuf eine günstige Verkehrsverbindung zu der doch noch weit entfernten Stadt Wien. Entlang der Hüttelbergstraße entstand ein Villenviertel, die Sommervilla des Meisters der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, Ernst Fuchs, ist ein rares Beispiel privater Denkmalpflege: Diese heutige „Fuchs-Villa“ von Otto Wagner war lange vom Verfall bedroht und sollte 1963 demoliert werden. Der Künstler rettete sie nicht nur, er machte sie als Museum auch der Öffentlichkeit zugänglich.
Wer heute von Hütteldorf spricht, der verbindet damit die Endstation der alten Stadtbahn, die schon seit 1898 als „Wientallinie“ geführt wurde. Überhaupt wird der Bezirk vom öffentlichen Verkehr geprägt. Die Vorortelinie bietet eine ideale Verbindung der westlichen Bezirke und heute wundert man sich, warum es nach dem Weltkrieg so lange dauern musste, bis diese Verkehrslinie zweigleisig ausgebaut wurde. Vor dem 1. Weltkrieg war die Bahnstation Penzing wegen ihrer relativen Nähe zu Schönbrunn mehrmals Schauplatz bei Staatsbesuchen. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. kam gleich zweimal mit großem Gefolge und entsprechendem Zeremoniell hier an, um Franz Joseph seine Reverenz zu erweisen.

Anderseits ist „Hütteldorf“ natürlich so etwas wie das Synonym für „Rapid“. Der 1899 gegründete „Erste Wiener Arbeiter-Fußball-Club“ ist auch weniger Sportbegeisterten ein Begriff, auch wenn die Spielstätte vor dreißig Jahren um ein gehöriges Stück in Richtung Bahnhof übersiedelt wurde: Ins heutige Hanappi-Stadion, das auch schon wieder sanierungsbedürftig ist.
In Baumgarten wuchs im 19. Jahrhundert der Wohnungsbedarf besonders stark. Die Großstadt expandierte, Zins- und Miethäuser hatten in der Mitte des Jahrhunderts einen regelrechten Boom. Apropos Otto Wagner: Er baute sich nicht nur in der Hüttelbergstraße eine zweite Sommervilla, sondern entwarf auch die Pläne für das große Spital auf der Baumgartner Höhe, damals als „Nö. Landes-Irrenanstalt“, mit der berühmten Kirche am Steinhof, deren vergoldete Kuppel weithin sichtbar ist.
Die angrenzenden 45 Hektar großen Steinhofgründe waren einst Teil der heute noch bestehenden Krankenanstalt. Seit den Siebzigerjahren gibt es Pläne, das Areal zu verbauen, dagegen protestierte eine Bürgerinitiative, die 1981 eine Volksbefragung durchsetzte und mit 53,4 Prozent auch gewann. Jetzt gibt es Überlegungen, die psychiatrische Abteilung des Otto-Wagner-Spitals zu verlegen und diesen Bereich zu verbauen. Die Zukunft dieses interessanten Gebietes für Wohnbau, Hotels und Geschäfte bleibt vorderhand offen.
Geheimtipp
Kirche und Kloster Mariabrunn in Hadersdorf sind so gut wie unbekannt. Zentrum war ein Brunnenhaus aus 1655 mit angeblich heilkräftiger Quelle, bald gab es hierher Wallfahrten. Doch der Orden der Unbeschuhten Augustiner starb aus, heute präsentieren sich die Trakte der Forstlichen Versuchsanstalt frisch renoviert, wobei auch Platz für ein Forstmuseum geschaffen wurde.
14., Penzing
Fläche in ha1: 3376,26
Einwohner2: 86.248
Bevölkerungsdichte3: 2.555
Bevölkerungsentwicklung4: 0,94%
Gebäude5: 12.888
Zinshäuser6: 655
Zinshausdichte7: 5%
1 Quelle: Stadt Wien (MA 41), Flächen der Gemeindebezirke 2012 (Stand 1.9.2012)
2 Quelle: Statistik Austria, Wohnbevölkerung zu Quartalsbeginn 2013
3 Quelle: eigene Berechnung, EW/km²
4 Quelle: eigene Berechnung, Vergleich zum Jahr 2012
5 Quelle: Statistik Austria, Gebäude- und Wohnungszählung 2001
6 Quelle: Kulturgüterkataster der Stadt Wien (MA 19), eigene Erhebungen, Grundbuch (B-Blätter)
7 Quelle: eigene Berechnung, Gebäudebestand / Zinshäuser, gerundet

Der Autor
Prof. Hans Werner Scheidl: Jahrgang 1944, arbeitete von 1965 bis 2009 als Redakteur der Wiener Tageszeitung „Die Presse“. Heute ist der Zeithistoriker und Buchautor freier Journalist.
