Die Architekten der Wiener Ringstrasse
Gastbeitrag von DI Thomas Schmid
Bereits drei Jahre nachdem Kaiser Franz Josef I. mit seinen viel zitierten Worten „Es ist mein Wille“ den Startschuss zur Anlage der Ringstraße anstelle der militärisch überholten Befestigungsanlagen rund um den Stadtkern Wiens gegeben hatte, wurde im Jahr 1860 mit dem Bau des ersten Monumentalbaues entlang der im Entstehen begriffenen Prachtstraße begonnen, der Hofoper. Doch die Geschichte der Architektur, sowie der großen Architekten die ihre Bauten entlang der Ringstraße verwirklichen konnten, beginnt lange bevor der Entschluss des Kaisers im Jahr 1857 fiel, selbige zu errichten.
Beitrag von Herbst 2014
Als 1836 der im Fürstentum Ansbach/Bayreuth geborene Christian Ludwig Förster die Allgemeine Wiener Bauzeitung gründete, konnte er damit seiner Kritik an der weitgehend vom Hofbauamt geleiteten auf Sparsamkeit und Nützlichkeit orientierten und dadurch weitgehend dekorlosen Architektur ein breit aufgestelltes Sprachrohr geben. Er sah in den schmucklosen Oberflächen eine zunehmende künstlerische Verarmung und wollte den „abgestumpften Sinn für diese Kunst“ wieder wecken. So legte Förster bereits 1839 einen Vorschlag für eine Stadterweiterung auf dem Gebiet der heutigen Ringstraße vor. Dieser Entwurf wurde jedoch zu diesem Zeitpunkt, wegen militärischer Interessen an den Verteidigungsanlagen, nicht angenommen.
Selbst erfolgreicher Architekt der Monarchie und ab 1843 ordentlicher Professor an der Akademie der bildenden Künste konnte Förster 1846 den jungen Architekten Theophil Hansen davon überzeugen, seine Tätigkeiten in Athen abzubrechen um mit ihm ein gemeinsames Atelier zu führen. Dieser brachte einen großen Gestaltungswillen in diese nie ganz konfliktfreie Gemeinschaft ein, was sich in immer reicher dekorierten Fassadengliederungen der ausgeführten Gebäude äußerte. Bereits 1852 wurde die Arbeitsgemeinschaft jedoch aufgelöst, vermutlich nicht zuletzt durch Probleme auf menschlicher Ebene, da ein Jahr zuvor Försters Tochter Sophie, mit der Hansen verheiratet war, aufgrund einer Frühgeburt verstarb. Ein späteres Hauptwerk Försters sollte das 1861 errichtete Palais Todesco an der Kärntner Straße 51, gegenüber der damals in Bau befindlichen Oper werden. Bei diesem Gebäude konnte er seine Vorstellungen eines monumental-repräsentativen Gebäudes für die namensgebende Bankiersfamilie umsetzte und so eines der wichtigsten Vorbilder für alle weiteren Palais Bauten der Donaumonarchie lieferte.
Der aus Dänemark stammende Theophil Hansen konnte sich nach dem Bruch mit Ludwig Förster künstlerisch selbstständig profilieren und wurde im Laufe seiner Karriere zum führenden Architekten des sogenannten „Wiener Stils“, der Neorenaissance. Besonders mit dem der Oper gegenüberliegenden, riesigen Heinrichhof – der im Zuge des 2. Weltkriegs teilweise zerstört und später abgetragen wurde – für den Ziegelindustriellen Heinrich Drasche konnte er 1861 den neuen Typus eines repräsentativen, palaisartigen Mietwohnhauses schaffen.

So baute Hansen an der Ringstraße anfangs hauptsächlich für das finanzkräftige Großbürgertum Wohnhäuser sowie ein Palais für Erzherzog Wilhelm. Doch die große Ehre eines der prestigeträchtigen Monumentalbauten entlang des Rings errichten zu dürfen wurde ihm lange Zeit verwehrt. Vor allem die Tatsache, dass Hansen kein österreichischer Staatsbürger war machte ihm zu schaffen, da er für seine Wettbewerbseinreichungen dadurch immer auf einen konzessionierten Baumeister angewiesen war, in dessen Namen Hansens Projekt eingereicht werden konnte. Besonders die Architekten Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg traten als seine Widersacher auf, da sie lange Zeit verhinderten, dass Hansen eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste annehmen konnte, die mit einer Verleihung der Staatsbürgerschaft verbunden gewesen wäre.
Die beiden Architekten van der Nüll und Sicardsburg waren zu dieser Zeit insbesondere mit dem Bau der Hofoper ab 1860 beschäftigt, weshalb sie ihre Professuren an der Akademie nacheinander ab 1860 und 1864 vertreten ließen. Dieses Großprojekt war von Beginn an mit vielen Schwierigkeiten behaftet. Die Richtung der Architektur veränderte sich in dieser Zeit hin zu einer reinen Stilarchitektur, weshalb der Entwurf der beiden Architekten, der Elemente der französischen wie auch der italienischen Renaissance miteinander verband, als „Stilmischmasch“ abgelehnt wurde. Auch eine nachträgliche Veränderung des Straßenniveaus veränderte die Proportionen des Gebäudeäußeren negativ. Die zunehmende Kritik an dem Operngebäude, finanzielle und gesundheitliche Probleme sowie Depressionen führten van der Nüll schließlich am 3. April 1868 in den Selbstmord. Diese Nachricht traf auch den Monarchen Kaiser Franz Joseph I., der sich ebenso abfällig in der Öffentlichkeit über das Bauwerk äußerte, so sehr, dass er von diesem Zeitpunkt an seine Meinung nur mehr generalisiert mit den berühmt gewordenen Worten „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“ kundtat. Nur zwei Monate nach dem Tod van der Nülls verstarb auch sein langjähriger Partner Sicardsburg.
Im gleichen Jahr, 1868, konnte nun Theophil Hansen endlich seine Professur an der Akademie antreten, nachdem er bereits zwei Jahre zuvor die Staatsbürgerschaft mit Wohnrecht in Wien erhalten hatte. Nun war für ihn auch der Weg frei, Monumentalbauten errichten zu dürfen. Nach einer Niederlage im Wettbewerb um die Hofmuseen und einer persönlichen Vorsprache beim Kaiser wurden ihm schließlich 1869 der Bau des Parlaments sowie der Börse und ein Jahr darauf die Errichtung der Akademie der Bildenden Künste übertragen.
So wie Hansen nahmen auch die Architekten Heinrich Ferstel und Carl Hasenauer 1867 an der Konkurrenz für die Hofmuseen teil. Beide studierten unter van der Nüll und Sicardsburg an der Akademie hatten. Dieser Bewerb brachte allerdings kein Ergebnis, so dass er erneut ausgeschrieben wurde. Von Seiten der Künstler- und Architektenschaft gab es zahlreiche Angriffe gegen die neue Vorgangsweise weshalb Hilfe von außen eingeholt wurde. Der gebürtige Hamburger Gottfried Semper wurde 1869 gemeinsam mit dem Wiener Architekten Hasenauer beauftragt, ein neues Konzept für die Erweiterung der Hofburg und dem Bau der Hofmuseen zu erstellen, welches in Form des monumentalen Kaiserforums vorgelegt wurde. Hasenauer war ab 1871 jedoch als leitender Architekt für die Wiener Weltausstellung 1873 dafür verantwortlich, den hierfür geplanten kühnen Konstruktionen mit modernen Materialien ein ansprechendes Äußeres zu verleihen, weshalb Semper vorläufig das Projekt des Kaiserforums alleine betreute. Als Hasenauer nach Vollendigung seiner Arbeiten an den Gebäuden zur Weltausstellung wieder mit Semper zusammen arbeiten sollte, hatte dieser weitreichende Veränderungen an den Entwürfen vorgenommen. Da die Hofmuseen im Außenbau bereits weit fortgeschritten waren kümmerte sich Hasenauer hauptsächlich um deren Innendekoration. Den Bau des zum Entwurf des Kaiserforums gehörenden Burgtheaters begannen Semper und Hasenauer noch gemeinsam, durch anhaltende Differenzen zwischen den beiden Architekten und einer angeschlagenen Gesundheit beendete Semper die Zusammenarbeit und verließ Wien. Sein früherer Partner Hasenauer korrigierte sodann seinerseits den Entwurf zum Burgtheater, welches schließlich 1888 nach dessen Plänen fertiggestellt wurde. Ab 1880 verlagerte sich der Tätigkeitsschwerpunkt Hasenauers hin zum Bau der neuen Hofburg, den er bis ein Jahr vor seinem Tod 1894 betreute.
Bevor Heinrich Ferstel 1867 in Konkurrenz mit Hasenauer und Hansen um die Hofmuseen stand, hatte dieser bereits einen sehr raschen Aufstieg der Karriereleiter hinter sich. So nahm er nach Beendigung seines Studiums an der Akademie unter van der Nüll und Sicardsburg bereits 1856 am Wettbewerb für die Votivkirche teil, den er mit seinem gotischen Entwurf gewann und auch nach seinen Plänen ausgeführt wurde. Friedrich Schmidt hatte ebenfalls an diesem Wettbewerb mitgemacht, dennoch war der, später als der „Gotiker“ bekannte, Architekt dem Entwurf Ferstels unterlegen, welcher sich noch im selben Jahr bei einer weiteren Konkurrenz um den Bau des Bank- und Börsengebäudes behaupten konnte, heute bekannt unter seinem Namen: Palais Ferstel. Diese beiden Gebäude aus seiner Frühzeit waren der maßgebliche Faktor für die weitere erfolgreiche Karriere des Architekten. An herausragenden privaten Bauten sind das Wertheim Palais von 1868 und das Palais für den Erzherzog Ludwig Viktor von 1866 hervorzuheben. Während Ferstel 1873 mit der Errichtung der neuen Universität seinen bedeutendsten und gleichzeitig letzten Monumentalbau begann, war Friedrich Schmidt bereits seit einem Jahr mit dem Bau des neuen Rathauses beschäftigt. Dieses Gebäude sollte auch sein einziges Großprojekt an der Ringstraße bleiben. Bereits seit 1863 war Schmidt jedoch Dombaumeister zu St. Stephan, wo er schon ein Jahr später die baufällige Turmspitze des Südturms durch einen möglichst originalgetreuen und in mittelalterlicher Werktechnik hergestellten neuen Turmhelm ersetzen konnte. Daneben konnte sich der zum Katholizismus konvertierte Protestant in vielen Teilen Wiens mit seiner gotischen Architektursprache und zahlreichen herausragenden Kirchenprojekten profilieren.

Abseits der öffentlichen Monumentalbauten die entlang der Ringstraße errichtet wurden und zweifelsohne den höchsten Ruhm wie auch den größten Spott für den oder die jeweiligen Architekten mit sich bringen konnte, beschäftigten sich viele weitere Architekten mit dem Bau unterschiedlicher Palais. Repräsentative Adels- und Großbürgerpalais ebenso wie Mietspalais, einer gehobenen Form des gewöhnlichen Zinshauses. Zwei Architekten die in einer Bürogemeinschaft zusammenarbeiteten und sich auf diesem Gebiet besonders hervortaten, jedoch keinen der großen Prachtbauten errichteten, waren Johann Romano und August Schwendenwein. Ihre Karriere begann mit dem vorrevolutionären Palais Metternich, welches der Staatskanzler 1846 von den Architekten errichten ließ. Die architektonische Orientierung des Palais an italienischen Palazzi der Renaissance gefiel den finanzkräftigen Auftraggebern in der Zeit nach der Revolution von 1848, wo die Entwürfe Romano und Schwendenweins auf fruchtbaren Boden stießen. Schließlich konnten sie mit dem Bau des Palais Khevenhüller-Metsch in der Türkenstraße 19 im Jahr 1858 wichtige Akzente für den Bau der zukünftigen Wohnpalais der Ringstraße setzen, wo sie noch weit prächtiger ausgeführt wurden. Es folgten zahlreiche Wohnbauten und Palais entlang der Ringstraße wie das Palais Schey 1862 am Opernring 10 oder das Palais Colloredo-Mansfeld 1865 am Parkring 6. Die gestalterische Sprache kann als die damalige Idealform des Wohnhaustypus angesehen werden und durch die große Anzahl an Wohnbauten aus der Feder des Architektenduos bestimmen sie auch heute noch das Erscheinungsbild der Ringstraße entscheidend mit.
Ein später zu großer Bekanntheit gelangender Architekt stand noch am Beginn seiner Karriere, als die Ringstraße 1865 offiziell eröffnet wurde: Otto Wagner. Bereits kurz nach seinem Studium an der Akademie, wo er noch unter van der Nüll und Sicardsburg in den letzten Jahren ihrer Tätigkeit studierte, reichte Wagner 1863 einen Beitrag zum Kursalon im geplanten Stadtpark ein und errang dabei den 1. Platz. Umgesetzt wurde jedoch ein konkurrierendes Projekt des Architekten Johann Garben. In dieser frühen Phase seines Schaffens war Wagner hauptsächlich als Bauführer für die bereits etablierten Architekten der Ringstraßenära tätig. Erst ab den 1870er Jahren setzte er vermehrt eigene Bauprojekte um, blieb dabei aber geprägt durch seine Ausbildung bei Sicardsburg und van der Nüll vorerst dem strengen Historismus verpflichtet. Erst ab den 1880er Jahren begann er den historistischen Formenkanon durch immer neue verfügbare Werkstoffe und neue Bauaufgaben wie Warenhäuser, Bahnhöfe und Fabriken als überholt anzusehen und immer heftiger als „Maskenball der Stile“ zu kritisieren. Diese Meinung brachte er 1895 in seiner Schrift „Moderne Architektur“ zum Ausdruck und propagierte eine Architektur die sich aus Konstruktion und Funktion ergeben müsse, blieb aber selbst immer grundsätzlich dem Stildenken verpflichtet. So prägte Wagner später mit großräumigen Bauten wie der Wiener Stadtbahn mit einer Synthese aus von klassischem Ideal und technoider Ästhetik bestehenden Architektursprache das Wiener Stadtbild nachhaltig bis heute. Mit seinem prinzipiellen Bruch mit den Formen des Historismus war Wagner jedoch einer der wichtigsten Wegbereiter und Leitfigur der Wiener Moderne, die gleichzeitig auch das endgültige Ende der über Jahrzehnte andauernden Ringstraßenära und ihrer Architektur einläutete.
EPILOG
Das sehr prominente Bauprojekt Ringstraße in seiner städtebaulichen Dimension und mit seinem glamourösen Charakter war nicht nur für die Wiener Bauherren und Architekturschaffenden attraktiv. Die Ringstraße zog schnell Bauherren, Baumeister und Architekten aus ganz Europa nach Wien. Die Vertreter des Großbürgertums ließen von den bedeutendsten Architekten und Baumeistern der Epoche Immobilien in beeindruckenden Dimensionen errichten. Zu privaten Zwecken, aber auch als Investitionen: die Ephrussi (Universitätsring 14), die Todesco (Kärntner Straße 51), die Epstein (Dr. Karl Renner Ring 3), oder auch die Wertheim (Kärntnerring 18) neben vielen anderen. Dem immer selbstbewussteren Großbürgertum diente die Ringstraße, ging es entlang des Boulevards ja auch immer um das Sehen und Gesehen-Werden, als imposante Projektionsfläche für den wirtschaftlichen Erfolg und das wirtschaftliche Wachstum verursacht durch die fortschreitende Industrialisierung nebst günstigen Handels- und Bankgeschäften.

THEOPHIL HANSEN
(* 13.07.1813 KOPENHAGEN - † 17.02.1891 WIEN)
Ab 1827 studierte Hansen an der Kopenhagener Bauakademie wo er ab 1831 Assistent seines dortigen Professors, Gustav Friedrich Hetsch, war. 1838 reiste er nach Griechenland, wo er an der polytechnischen Schule Zeichnen unterrichtete und sich intensiv mit der Erforschung der antiken Denkmäler beschäftigte. Vorerst in Partnerschaft mit seinem Bruder konnte er sich in Athen bald als eigen-ständiger Architekt etablieren. 1846 ging er, der Einladung Försters eine Ateliergemeinschaft einzugehen folgend, nach Wien.
Hansen wollte sich künstlerisch jedoch selbstständig entfalten und versuchte sich aus der Arbeitsgemeinschaft zu lösen. Es kam zum Bruch mit Förster. In den folgenden Jahren stieg er zu einem international erfolgreichen und in Wien sehr gefragten Architekten auf. Er arbeitete sowohl für das finanzstarke Bürgertum, beispielsweise mehrfach für die Familie Ephrussi, die Epsteins oder auch für Heinrich Drasche als auch für Mitglieder des Kaiserhauses, wie Erzherzog Wilhelm. Eine besondere Auszeichnung. Als Randnotiz ist festzustellen, dass Hansen bis 1866 auf die Partnerschaft konzessionierter Baumeister angewiesen war da er als Ausländer keine Befugnis hatte Pläne selbst einzureichen. Sicardsburg und van der Nüll sahen ihn als scharfen Konkurrenten und nahmen gewissen Einfluss auf diesen Umstand indem sie sich dafür einsetzten, dass Hansen nicht Professor an der Akademie der bildenden Künste werden konnte. Dies wäre mit einer Staatsbürgerschaft einhergegangen. Schließlich erhielt er, unterstützt von ihm wohlgesonnenen Persönlichkeiten, die Staatsbürgerschaft und das Heimatrecht in Wien.
Kurz darauf wurde zum Akademieprofessor und Oberbaurat ernannt und auch mit dem Bau des Parlaments, der Börse und der Akademie der bildenden Künste beauftragt. Dies entschädigte ihn wohl für so manch Misserfolg der Vergangenheit und für so manch Stein, der ihm in den Weg gelegt wurde. Beispielsweise während der Wettbewerbe um die Hofmuseen oder auch dem Abgeordneten-, und Herrenhaus, wo seine Entwürfe nicht überzeugen konnten.

LUDWIG CHRISTIAN FÖRSTER
(* 08.10.1797 BAYREUTH - † 1 6.06.1863 BAD GLEICHENBERG)
1816 Studium an der königlichen Akademie der bildenden Künste München. Beschäftigt ab 1820 in Wien im Atelier von Pietro Nobile als Zeichner, Kupferstecher und Litho-graph. Parallel arbeitete Förster als Korrektor für Nobile an der Akademie für bildende Künste in Wien.
Sein Schaffen umfasst eine breite Variation an Gebäudetypen. Neben Palais, Wohn- und Geschäftshäusern errichtete er in Österreich und den Kronländern auch Sakralbauten und Schulen, Bäder, Landhäuser, aber auch Industriebauten. Eine Auswahl seiner Bauwerke umfasst 1850-57 diverse Gebäude auf dem Gelände des Arsenal (tlw. Mit Hansen, Geschützbohrwerk, Gießerei, Munitionsfabrik), 1853 die Synagogen in Budapest und Wien (Tempelgasse), 1861 – 1863 da Palais Todesco (mit Hansen), 1861 – 1863 das Palais Hoyos-Sprinzenstein, 1863 das Wohnhaus am Kärntnerring 1 (zum Hotel Bristol umgebaut).

EDUARD VAN DER NÜLL
(* 09.01.1812 WIEN - † 03.04.1868 WIEN)
Aus wohlhabenden Hause stammend erhielt van der Nüll schon früh eine fundierte Ausbildung. Darunter auch Mathematik und Zeichnen. Er begann sein Studium an der polytechnischen Schule in Wien und an der Akademie der bildenden Künste, danach führten ihn Studienreisen nach Italien, Frankreich, England und Deutschland (zusammen mit August Sicardsburg). Ab 1843 hielt er eine Professur an der Akademie der bildenden Künste für Perspektive und Ornamentik inne, ab 1845 folgte er als Professor für Architektur Ludwig Förster nach. Neben der Lehrtätigkeit unterhielt er zusammen mit Sicardsburg ein Atelier. Ab 1860 ist ein gewisser Niedergang zu beobachten: Er wird an der Akademie von Josef Hlavka und Karl Rösner vertreten und litt an Überforderung, einem Augenleiden und wachsenden Depressionen. Gesundheitliche wie finanzielle Probleme, sowie die laute Kritik am Hofopernhaus, dem Prestigebau, führten ihn in den Selbstmord.
Seine Werktätigkeit umfasste neben der Lehre private Wohnbauten, öffentliche Bauten sowie verschiedenste kunsthandwerkliche Gegenstände, als prominentestes Beispiel das Gebetbuch der Kaiserin Elisabeth. Seine wohl bekanntesten Bauten sind 1845 Sophienbad (Marxer-gasse), 1849 das Arsenal (Generalplan, einzelne Bauwerke), 1860-69 die Hofoper, 1865 Warenhaus Philip Haas (Ende 1945 zerstört) und 1867 auch das Palais Larisch (Johannesgasse 26).
Krönung den Auftrag für die Errichtung der Hofoper. So erfolgreich Sicardsburg scheinbar war, so dramatisch gib es ab Mitte der 1860er schnell bergab. Gebeutelt von einigen privaten Schicksalsschlägen und angeschlagen durch ein schweres Lungenleiden verstarb er 1867. Nur zwei Monate nach dem Selbstmord von van der Nüll.

OTTO WAGNER
(* 13.07.1841 WIEN - † 11.0 4.1918 WIEN)
Ab 1857 studierte Otto Wagner an der polytechnischen Schule Wien, an der Berliner Bauakademie und an der Akademie der bildenden Künste Wien bei van der Nüll und Sicardsburg, deren Assistent er auch war. Nach Abschluss der Ausbildung arbeitete er im Büro von Heinrich Förster und auch als Bauführer für Hansen. Als selbstständiger Architekt und Bauunternehmer realisierte er ab den 1870er Jahren einige Villenprojekte und Mietshäuser. Das wohl wichtigste Projekt in seinem frühen Schaffen war die Synagoge in Budapest. Ab 1884 intensivierte sich seine Arbeit in Wien, er errichtete die erste Villa in der Hütteldorferstrasse, eine Vielzahl an privaten Wohn- und Zinshäusern und gewann erstmals einen Wettbewerb für ein öffentliches Gebäude: die Länderbank in der Hohenstaufengasse 3. 1894, anlässlich zum Wettbewerb des Generalregulierungsplans schaffte Wagner endgültig den Durchbruch und wurde mit bedeutenden Infrastrukturprojekten, wie der Stadtbahn und der Regulierung der Donau beauftragt – auch für die architektonische Ausgestaltung. Sein Büro beschäftigte bald 70 Mitarbeiter, darunter zukünftige Architektur-Prominenz wie Josef Hoffmann, Josef Olbrich und Leopold Bauer. Gleichzeitig wurde Wagner zum Leiter Meisterschule für Baukunst an die Akademie der bildenden Künste berufen. Als Vordenker und Theoretiker der Wiener Moderne schloss er sich nach ihrer Konstituierung zusammen mit vielen Kollegen und Schülern der Künstlervereinigung „Wiener Secession“ an, welche von der Regierung unterstützt wurde. Dies führte auch zu den Auftragsvergaben für die Kirche am Steinhof und die Postsparkasse.
Zu Wagners Nachteil war der Thronfolger Franz Ferdinand, als Meinungsbildner der Öffentlichkeit, kein Freund der Moderne. Allgemein entwickelten sich die Zeiten in Wien wenig förderlich für moderne Kunst und deren Theorien. Bei einigen öffentlichen Ausschreibungen der Folgejahre konnte sich Wagner mit seiner Formensprache nicht behaupten. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 schließlich brachte die Bautätigkeit im Reich nahezu völlig zum Erliegen. Das Büro Wagner zählte kaum mehr als 10 Mitarbeiter und Wagner selbst beschäftigte sich zusehends mit utopischen, theoretischen Projekten am Papier. Er starb 1918 in Wien.
AUGUST SICARDSBURG
(* 06.12.1813 BUDAPEST - † 11.06.1868 WEIDLING)
Sicardsburg studierte an der polytechnischen Schule und an der Akademie der bildenden Künste bei Pietro Nobile in Wien. Auf der Akademie lernte er auch seinen Mitstudenten Eduard van der Nüll kennen. Nach einer gemeinsamen Studienreise nach Italien wurden beide zu Professoren der Akademie ernannt. Gleichzeitig unterhielten ein sehr erfolgreiches Atelier welches sich im Tagesgeschäft mit Alltagsarchitektur, wie Geschäftsbauten und Zinshäusern befasste aber eben auch mit einigen der bedeutendsten Bauaufträge der Zeit beauftragt wurde. Die beiden ergänzten sich perfekt. Van der Nüll galt als introvertierte Tüftler, Sicardsburg als der charmante und weltoffene Redner. Den Durchbruch brachte 1848 der Auftrag für das Arsenal. 1858 waren van der Nüll und Sicardsburg, unter den Wettbewerbs-Gewinnern, mit den Planungen für die Wiener Stadterweiterung (die Ringstraße) betraut und 1860 erhielten sie als vorläufige Krönung den Auftrag für die Errichtung der Hofoper.
So erfolgreich Sicardsburg scheinbar war, so dramatisch gib es ab Mitte der 1860er schnell bergab. Gebeutelt von einigen privaten Schicksalsschlägen und angeschlagen durch ein schweres Lungenleiden verstarb er 1867. Nur zwei
Monate nach dem Selbstmord von van der Nüll.

HEINRICH FERSTEL
(*07.07.1828 WIEN - † 14.07.1883 WIEN)
Studierte ab 1843 am polytechnischen Institut Wien, sowie an der Akademie der bildenden Künste (Malerei bei Kupelwieser, Architektur bei Sicardsburg und van der Nüll). Nach verschiedenen Studienreisen arbeitete er im Atelier seines Onkels (teilweise in Prag) und gleichzeitig in den Ateliers von Carl Rösner und Sicardsburg. Ab 1853 arbeitete er selbstständig und ging 1855 als Sieger aus dem Wettbewerb zum Bau der Votivkirche hervor wofür er sein kaiserliches Stipendium in Italien abbrach. Kurz darauf konnte er auch die Konkurrenz um das Bank-, und Börse Gebäude (Herrengasse 14) für sich entscheiden. Diese erfolgreichen Entwürfe begründeten Ferstels raschen Aufstieg zu einem der bedeutendsten Architekten der Ringstraßen Ära. Er wurde mit prestigeträchtigen Aufgaben wie dem Bau der Universität beauftragt. Auf dem privaten Sektor entwarf er Palais für Mitglieder des Kaiserhaus, für Auftraggeber aus der hohen Aristokratie und des liberalen Großbürgertums. Mit dem Palais des Erzherzog Ludwig Viktor und dem Palais Wertheim vis-à-vis gab er schließlich sogar die Bebauung des gesamten Schwarzenbergplatz vor. Städtebaulich sprach er sich, wider der Ansichten Ferdinand Helmers übrigens, gegen die Wohnform des Zinshauses als Massenquartier aus. Er befürchtete einen moralischen Verfall der Stadtbewohner. Er erklärte hingegen Einfamilienhäuser nach englischem Vorbild zur besseren Lösung der Wohnungsfrage. Dies gipfelte in der Gründung des Wiener Cottagevereins.
AUGUST SCHWENDENWEIN
(*01.12.1817 WIEN - † 03.11.1885 WIEN)
Schwendenwein studierte in Wien erst am Polytechnikum, dann bei Nobile an der Akademie der bildenden Künste. Als begabter Student erhielt er schon während seines Studiums Preise und konnte durch ein kaiserliches Stipendium nach Abschluss auf Reisen gehen. Nach seiner Rückkehr nach Wien begann seine Zusammenarbeit mit Johann Romano. Man nimmt an, dass Romano in der Zusammenarbeit das kaufmännische Handeln und das Pflegen der gesellschaftlichen Kontakte als Aufgabe hatte und Schwendenwein die künstlerische Leitung inne hielt.
Erst fanden Schwendenwein und Romano ihre Auftraggeber in der Aristokratie, bald zählten aber auch die erfolgreichen (bürgerlichen) Wirtschaftstreibenden zur Klientel des Duos. Für öffentliche Bauten, wie auch für Wettbewerbe schienen Schwendenwein und Romano kein sonderliches Interesse zu haben. Sie avancierten zu den wichtigsten Planern für Privatbauten der Ringstrassenära. Zu den wichtigsten Bauten zählen das Palais Metternich das Palais Khevenhüller-Metsch (Wien 9), das Palais Dumba, das Palais Colloredo-Mannsfeld und eine Vielzahl an Zinshäusern entlang der Ringstrasse.
Schwendenwein war als eher zurückhaltend bekannt und suchte nicht so sehr das Licht der Öffentlichkeit wie sein Partner Romano. Dennoch war er in einige Gremien und Jurys Vertreten. Darunter die Stadterweiterung und die Hofoper. 1872 verunglückte seine Frau tödlich, danach zog er sich aus dem Baugeschäft zurück und engagierte sich in verschiedenen Kommissionen und Gremien.
Sein Vermögen verwendete Schwendenwein zur Unterstützung gemeinnütziger Unternehmen. In seinem Testament bestimmte er ein Legat von 40.000,00 Gulden Zur Unterstützung von bedürftigen Studenten der Technischen Hochschule.
JOHANN ROMANO
(*10.10.1818 KONSTANZ - † 14.04.1882 WIEN)
Aus Konstanz stammend und in Triest aufgewachsen studierte Romano ab 1833 am Polytechnikum in Wien und an der Akademie der bildenden Künste unter Pietro Nobile. Zwei Jahre darauf wurde er Assistent der Baukunst an der Lehrkanzel von Josef Stummer am polytechnischen Institut. Ein Auftrag von Carl Alexander v. Hügel jedoch führte ihn von der akademischen Laufbahn zum Baugeschehen der Ringstraßenära. Er ging mit August Schwendenwein eine Bürogemeinschaft ein. Seit dem ist seine berufliche Vita kaum mehr mit der von Schwendenwein zu trennen. Zum Privatleben gibt es kaum Quellen.
Obwohl das Team nur Wohngebäude entwarf, war Romano zur Jury des Stadterweiterungswettbewerbs geladen und war Mitglied der Stadterweiterungskommission. Weiters fungierter er als Juror bei den Wettbewerben für die Hofmuseen und des Rathauses. Er wurde nobilitiert und starb 1882 hochangesehen in Wien.

FRIEDRICH SCHMIDT
(*23.10.1825 FRICKENHOFEN - BADENWÜRTTEMBERG - † 23.01.1891 WIEN)
Schmidt absolvierte eine praxisorientierte Ausbildung an der Dombauhütte Köln zum Werkmeister. 1856 legte er die Baumeisterprüfung in Berlin ab. Trotz seinem fundierten Wissen zur Gotik und zur mittelalterlichen Baukunst verwehrte ihm sein protestantischer Glaube eine Karriere in der Kölner Dombauhütte. So realisierte er schon, während seiner Ausbildung, eigene Projekte und knüpfte in den 1850er Jahren durch den Wettbewerb für die Votivkirche (und ein Denkmalprojekt) erste Kontakte nach Wien. Mit seinem Übertritt zum römisch-katholischen Glauben konnte er seine Karriere in Österreich rasch vorantreiben. Er wurde mit prominenter Unterstützung von Erzherzog Maximilian als Professor an die Akademie nach Mailand berufen und wickelte auch mehrere Restaurierungsprojekte in Italien ab. 1859 wurde er an die Akademie nach Wien berufen (an der er bis zu seinem Tod tätig war, auch mehrmals als Rektor) und avancierte durch die Errichtung prominenter Bauten in Wien (und den Kronländern), nicht zuletzt dem Rathaus zu einem der bedeutendsten Ringstraßen-Architekten und hielt auch die Position des Dombaumeisters St. Stephan inne. Plötzlich und unerwartet verstorben wurden einige seiner Projekte erst posthum fertiggestellt.
CARL HASENAUER
(*20.07.1833 WIEN - † 04.01.1894 WIEN)
Hasenauer studierte ab 1850 an der Akademie der bildenden Künste bei van der Nüll und Sicardsburg. Nach Abschluss des Studiums begab er sich auf eine längere Studienreise, die ihn nach Italien und Frankreich führte und wurde danach in den Betrieb seines Vaters, der Stadtzimmermeister war, als Lehrling aufgenommen. 1858 erlangte er die Konzessionen als Stadtzimmermeisters und hielt auch die Konzession als Stadtbaumeister inne.
Am Anfang seiner Werktätigkeit standen vorrangig private Villenbauten. Nachdem er beim Wettbewerb zur Hofoper den 3. Preis erlangte und beim Wettbewerb für die Fassade des Florentiner Domes sogar den zweiten Platz erreichen konnte wurde er 1866 als wirkliches Mitglied der Akademie der bildenden Künste in Wien aufgenommen und in Folge mit der Realisierung für die Bauten der Weltausstellung in Paris betraut.
1867 gelang es ihm nachträglich in den beschränkten Wettbewerb für die Hofmuseen aufgenommen zu werden (zwischen Ferstel, Hansen und Löhr). Keiner der Entwürfe entsprach jedoch vollständig den Auflagen, so wurde ein erneuter Wettbewerb, diesmal zwischen Löhr und Hasenauer aufgerufen. Nach einigen Querelen und reichlich öffentlicher Diskussion um die Modalitäten des Wettbewerbs und des Bauvorhabens wurde Gottfried Semper als neutraler Experte nach Wien gerufen um auf Grundlage der vorhandenen Entwürfe einen Plan zu erstellen. Er entschied sich für den Entwurf von Hasenauer. Hasenauer war zu dem Zeitpunkt gleichzeitig mit der Ausführung der Gebäude für die Weltausstellung in Wien beschäftigt, private Bauten führte er nun kaum noch aus. Erst nach Vollendung der Gebäude für die Weltausstellung konnte er sich wieder den Hofmuseen widmen. Es entstand aber eine äußerst problematische Zusammenarbeit mit Semper, da Hasenauer sich als Schöpfer der Museen sah, Semper in Hasenauers Abwesenheit jedoch einige Veränderungen durchführte. Ab 1880 arbeitete Hasenauer schließlich auch an der Neuen Burg, sowie der Hermes Villa und anderen Aufträgen für das Kaiserhaus. Er wurde zum Professor an der Akademie berufen und kurz vor seinem Tod 1894 schließlich zu deren Rektor ernannt.
Zur Person
DI Thomas Schmid, Studium der Architektur mit Fachspezialisierung Baugeschichte sowie historische Bautechnik und Bauforschung. Projektleiter für Architekturvermessung, Kulturgutdokumentation und Bestandsanamnese bei EKG Baukultur Wien. Als Co-Autoren Architekt Jan Kanngießer und Mathias Ganspöck.
